Wie wirkt THC im Körper? – Das Endocannabinoid-System einfach erklärt


Cannabis ist mehr als nur eine Pflanze – es ist ein echtes Forschungsfeld. Besonders der Wirkstoff THC (Tetrahydrocannabinol) hat in den letzten Jahren viel Aufmerksamkeit erhalten. Aber warum wirkt THC überhaupt im Körper? Die Antwort liegt in einem kaum bekannten, aber faszinierenden System: dem Endocannabinoid-System (ECS).


🔬 Das Endocannabinoid-System (ECS) – die körpereigene Balance-Instanz

Das ECS ist ein biologisches Regulationssystem, das eine Schlüsselrolle für unsere Gesundheit spielt. Es wurde erst in den 1990er-Jahren entdeckt, als Wissenschaftler:innen herausfinden wollten, warum Cannabis überhaupt eine Wirkung hat.

Das ECS besteht aus drei Hauptkomponenten:

  1. Rezeptoren (CB1 & CB2)
    • CB1-Rezeptoren sitzen hauptsächlich im Gehirn und Nervensystem. Sie beeinflussen Stimmung, Gedächtnis, Motorik und Schmerzempfinden.
    • CB2-Rezeptoren finden sich vor allem im Immunsystem. Sie steuern Entzündungen, Immunantworten und beeinflussen Heilungsprozesse.

  2. Endocannabinoide
    Das sind körpereigene Signalstoffe, die wie „Schlüssel“ zu den Rezeptoren passen. Zwei der wichtigsten heißen Anandamid und 2-AG. Sie werden vom Körper genau dann produziert, wenn er sie braucht – zum Beispiel, um Stress zu regulieren oder Schmerzen abzufedern.

  3. Enzyme
    Sie bauen die Endocannabinoide wieder ab, sobald ihre Arbeit erledigt ist. So bleibt das System im Gleichgewicht.

👉 Das ECS sorgt also für Homöostase, also Balance. Ob Schlaf, Stimmung, Hunger oder Schmerzempfinden – das ECS ist überall beteiligt (Cristino et al., 2020).


🌿 THC und das ECS – warum es „passt“

THC wirkt, weil es die körpereigenen Endocannabinoide nachahmt. Es hat eine ähnliche Struktur und kann deshalb an CB1- und CB2-Rezeptoren andocken.

  • Im Gehirn (CB1): THC beeinflusst die Wahrnehmung, kann euphorisch machen oder die Kreativität anregen – aber auch Konzentrationsstörungen oder ein „High“ auslösen.

  • Im Immunsystem (CB2): THC wirkt entzündungshemmend und kann Schmerzen lindern. Deshalb wird es auch in der medizinischen Cannabistherapie eingesetzt (Cristino et al., 2020).

🧠 THC im jugendlichen Gehirn

Besonders spannend ist, dass das ECS im Jugendalter anders arbeitet als im Erwachsenenalter. Laut dem Bundesgesundheitsministerium gibt es im jugendlichen Gehirn mehr aktive CB1-Rezeptoren. Das macht Jugendliche empfindlicher für THC.

  • Das erklärt, warum junger Konsum stärkere Effekte auf Gedächtnis und Lernen haben kann.
  • Regelmäßiger THC-Konsum in dieser Entwicklungsphase kann zu langfristigen Veränderungen führen (BMG, 2019).

Positive Effekte von THC

Durch die Aktivierung des ECS kann THC vielfältige Wirkungen entfalten, z. B.:

  • Schmerzlinderung bei chronischen Erkrankungen
  • Entspannung & Stressreduktion
  • Förderung von Schlafqualität
  • Appetitanregung (z. B. bei Krebspatient:innen)
  • Linderung von Übelkeit

Auch in der Fachliteratur, z. B. in medizinischen und veterinärmedizinischen Kontexten, wird das endocannabinoide System als wichtiger Regulator beschrieben (Springer Verlag, 2016).


⚠️ Mögliche Nebenwirkungen

Wie jeder Wirkstoff kann auch THC unerwünschte Effekte haben:

  • Beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis
  • Konzentrationsprobleme
  • Herzklopfen, Mundtrockenheit
  • Angst oder Paranoia (bei hohen Dosen)
  • Risiko für Abhängigkeit bei starkem, langfristigem Konsum

🚀 Fazit: THC wirkt, weil wir ein eigenes Cannabinoid-System haben

Das Endocannabinoid-System ist wie ein stiller Dirigent, der viele lebenswichtige Prozesse im Körper steuert. THC kann an dieses System andocken und es beeinflussen – mit positiven Effekten, aber auch Risiken.

Wer Cannabis verstehen will, muss das ECS kennen. Es zeigt, dass THC nicht „von außen fremd“ wirkt, sondern an ein bereits vorhandenes körpereigenes System andockt.


📌 Quellen

  • Cristino, L., Bisogno, T., & Di Marzo, V. (2020). Cannabinoids and the expanded endocannabinoid system in neurological disorders. Nature Reviews Neurology, 16(1), 9-29. DOI:10.1038/s41582-019-0284-z. PubMed
  • Bundesgesundheitsministerium (2019). Cannabiswirkung im Gehirn – Präventionsmaterial für Jugendliche und Lehrerinnen/Lehrer. PDF
  • Springer Verlag (2016). Cannabis-Therapie in der Veterinärmedizin: Ein Leitfaden. Google Books

 

 

📌 Disclaimer

Die Inhalte dieses Artikels dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keine medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung. Cannabis und THC können Nebenwirkungen haben und sind nicht für jede Person geeignet. Besonders Jugendliche, Schwangere und Menschen mit Vorerkrankungen sollten kein THC konsumieren.

Wenn du den medizinischen Einsatz von Cannabis in Betracht ziehst, wende dich bitte an eine Ärztin oder einen Arzt. Wir übernehmen keine Haftung für die Anwendung der Informationen dieses Artikels.

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